Mit einer Way-up Lehre durchstarten



Eine «Way-up» Lehre oder verkürzte Lehre öffnet viele Türen. Den Beweis liefert Eliane Bitterli. Aktuell ist sie im dritten Lehrjahr als Konstrukteurin «Way-up» und parallel bereits im Studium an einer Fachhochschule.


Warum hast du dich für eine Lehre nach deinem Gymi-Abschluss entschieden? Hattest du nicht genug vom Lernen?
«An der Uni wäre es auch nicht besser geworden», sagt Eliane und schmunzelt. «Ursprünglich wollte ich Medizin studieren, leider scheiterte dieser Traum am Numerus Clausus aufgrund von zwei Punkten. Für ein anderes Vollzeitstudium fehlte mir zu dieser Zeit schlichtweg der Wille. Deshalb setzte ich mich vertieft mit der Berufswahl auseinander und lernte die «Way-up» Lehren kennen. Die Kombination zwischen Theorie und Praxis war für mich der springende Punkt.»


Was studierst du aktuell?
«Maschinenbau. Momentan bin ich im zweiten Semester des 4-jährigen Studiums und ich besuche die FHNW in Brugg-Windisch. In meiner Klasse bin ich als Frau ganz klar in der Unterzahl. Um es genau zu nehmen bin ich die Einzige. Mich stört diese Tatsache jedoch nicht, denn mit den Jungs pflege ich einen Umgang, den ich sehr zu schätzen weiss».


Warum hast du dich für den Studiengang an der Fachhochschule entschieden?
«Ein Vollzeitstudium an der ETH Zürich war für mich nicht vorstellbar, da die Abwechslung gefehlt hätte. Fünf Tage die Woche Theorie aufzunehmen, wäre für mich “to much” gewesen.»


Wie ist es für dich möglich, neben einer Lehre noch ein Studium zu absolvieren?
«Das ist das Schöne an einer Konstrukteur «Way-up» Lehre. Statt den regulären vier Bildungsjahren absolviere ich die Lehre innerhalb drei Jahren. Am Ende des zweiten Lehrjahres habe ich die Berufsfachschule bereits abgeschlossen und kann nun während des dritten Jahres bereits berufsbegleitend studieren.»


Welches Ziel verfolgst du mit deinem ambitionierten Werdegang?
«Mein Ziel ist es, einen Masterabschluss zu absolvieren und schlussendlich als Ingenieurin zu arbeiten. Für das Masterstudium habe ich zwei Studiengänge ins Auge gefasst. Zum einen Business Management und zum anderen Medizintechnik. Business Management soll mich für eine Führungsposition vorbereiten, da ich finde, dass es nach wie vor zu wenig Frauen im technischen Führungsbereich gibt. Medizintechnik interessiert mich, da es mich der ursprünglichen Studiumsidee näherbringen würde. Ein weiteres Ziel ist, während oder nach dem Studium im Ausland zu arbeiten und so meinen Horizont zu erweitern. Ich bin gespannt, für was ich mich entscheiden werde.»


Was würdest du einem*r Gymi-Abgänger*in raten?
«Es klingt ein wenig harsch, aber ich würde einem*r Gymi Abgänger*in raten, weniger die Einstellung zu haben, dass auf einen gewartet wird. Unsere Lehrpersonen haben uns stetig vermittelt, dass wir Gymi-Abgänger*innen zur Schweizer Elite gehören. Doch schlussendlich müssen wir uns genau gleich bewerben und uns beweisen. Ich empfehle ebenfalls allen Abgänger*innen ein Zwischenjahr einzulegen. Das Gymi dauert sechs Jahre, da tut es gut, einmal etwas anderes zu machen als Lernen. Während meines Zwischenjahres habe ich acht Monate im Lager der Migros gearbeitet, bin zwei Monate nach Florida um meine Englisch-Skills aufzubessern und habe vor der Lehre bereits während zwei Monaten in einem Praktikum bei Schindler gearbeitet.»


Würdest du deinen bisherigen Weg wieder genau gleich bestreiten?
«Ja, absolut. Für eine direkte Lehre nach der Sekundarstufe wäre ich mit 15 Jahren nicht ready gewesen. Zudem kann ich von gewissen Grundlagen, welche ich im Gymi gelernt habe, noch heute profitieren. Ich würde es nicht anders machen.»



Nebst Eliane beschäftigen wir weitere 12 Way-up Lernende in der ganzen Schweiz. Jährlich stellen wir zwischen 3-4 Gymi-Abgänger*innen ein. Offene Stellen sind hier zu finden und werden jeweils am 1. Juli für den Folgesommer publiziert.




März 2022